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Rasierpinsel

In Zeiten von Rasierschaum und Rasiergel aus der „Sprühdose“ ist er bei manchen schon fast in Vergessenheit geraten: Der Rasierpinsel. Dabei gehört ein guter Rasierpinsel zur Rasur mit einem Rasiermesser fast schon zwingend dazu. Welcher Mann kauft sich schon ein hochwertiges Rasiermesser und nimmt danach minderwertigen Schaum aus der Dose?

Ein Rasierpinsel muss für die Messerrasur also her. Aber welcher?

Hier findest du eine Übersicht über einige empfehlenswerte Rasierpinsel. Im Folgenden findest du zunächst eine Auswahl von empfehlenswerten Rasierpinseln. Weiter unten findest du weiterführende Infos.



Was ist ein Rasierpinsel genau?

Ein Rasierpinsel ist ein dicker Pinsel, der zum anrühren, bzw. aufschlagen von Rasierseife oder Rasiercreme benutzt wird. Er ist damit (neben dem Rasiermesser) das wichtigste Werkzeug für die klassische Nassrasur.

Der Rasierpinsel wird dazu mit Wasser durchnässt. In einer geeigneten Schale, der sogenannten Rasierschale, wird die Rasierseife oder Rasiercreme schaumig aufgeschlagen.

Welche Materialien sind für den Rasierpinsel die richtigen?

Rasierpinsel bestehen im Prinzip aus zwei Komponenten: Die Borsten und der Griff. Während die Griffmaterialien normalerweise nur einen optischen Einfluss haben, ist das Material der Borsten schon deutlich entscheidender, um einen guten Schaum erzeugen zu können.

Die folgenden Materialien werden oft für die Borsten des Rasierpinsels verwendet:

  • Schweineborsten
  • Dachshaar
  • Rosshaar
  • Kunstfaser

Rasierpinsel aus Dachshaar

Dachshaar ist das hochwertigste Material, wenn es um die Borsten des Rasierpinsels geht. Echtes Dachshaar ist extrem weich und hautfreundlich, aber eben auch teurer. Deshalb wird es meist in höherpreisigen Rasierpinseln verwendet.

Das hochwertigste Dachshaar ist das sogenannte Silvertip, also das Silberspitzen Dachshhaar. Es ist nochmal deutlich weicher als andere Dachshaar Sorten. Darauf folgen (in genannter Reihenfolge) die beiden Qualitätsstufen Best Badger und Pure Badger.

Das benötigte Dachshaar für Rasierpinsel wird (auch bei deutschen Herstellern) beinahe ausschließlich aus China bezogen. Dachse gelten in China als Schädling. Da Tierschutz in China bekanntermaßen nicht besonders groß geschrieben wird, warnt der deutsche Tierschutzbund aus ethischer Sicht vor dem Kauf von Dachshaar-Rasierpinseln. Damit will ich hier niemandem von Kauf eines solchen Pinsels abhalten, aber ich finde es fair, darauf zumindest hinzuweisen.

Rasierpinsel aus Schweineborsten

Gebrauchter raiserpinsel aus Schweineborste

Abgenutzter Rasierpinsel aus Schweineborste

Schweineborsten sind nicht so weich und hautfreundlich wie Dachshaare, werden aber auch seit jeher traditionell für Rasierpinsel verwendet. Rasierpinsel aus Schweinborsten sind meistens deutlich günstiger und somit für Einsteiger, die weniger Geld investieren wollen, eine gute Alternative zum Dachshaar-Pinsel.

Einige Anwender schätzen die härteren Borsten, da diese das Gesicht deutlich stärker massieren. Das ist allerdings Geschmackssache.

Rasierpinsel aus Schweineborsten halten im Vergleich zu Pinseln aus Dachshaar etwas weniger Wasser.

Auch Schweinborsten stammen meistens aus China. Da Schweine hierzulande schon im Alter von etwa 6 Monaten geschlachtet werden, taugen sie nicht zur Gewinnung von Borsten. Diese bilden sich nämlich erst im höheren Alter der Tiere aus.

Rasierpinsel aus Rosshaar

Die dritte Alternative für die Herkunft der Haare, die deutlich seltener vorkommt, sind Rasierpinsel aus Rosshaar. Rosshaare werden allerdings hierzulande kaum verwendet. Die meisten Rosshaar-Rasierpinsel kommen vor allem in Nordafrika und in östlichen Ländern zur Anwendung. Dort ist die Verwendung von Dachshaar meist zu teuer für die durschnittliche Bevölkerung. Die günstigeren Schweineborsten sind aus religiösen Gründen verpönt oder verboten.

Rasierpinsel aus Kunstfaser

Die Technik hat natürlich auch in der traditionellen Rasur einzug gehalten, weshalb Rasierpinsel heutzutage auch aus Kunstfasern hergestellt werden können. Diese erreichen teilweise eine erstaunlich hohe Qualität, so dass sie zumindest von der Hautfreundlichkeit her völlig mit Dachshaar-Pinseln konkurrieren können.

Allerdings können Rasierpinsel aus Kunstfasern weniger Wasser in ihren Haaren halten, was mit der wasserabweisenden Eigenschaft der Kunststoffe zu begründen ist.

Rasierpinsel aus Kunstfaser eignen sich vor allem aus ethischen Gründen für Menschen, die tierische Produkte ablehnen, oder zumindest mit der Herkunft der Tierhaare aus meist ungeklärten asiatischen Quellen nicht einverstanden sind.

Griffmaterialien

Auch die Griffe von Rasierpinseln werden aus unterschiedlichen Materialien hergestellt. Diese haben allerdings größtenteils einen optischen und vielleicht noch haptischen Einfluss.

Die meistverwendeten Materialien für die Griffe von Rasierpinseln sind

  • Kunststoffe (Nylon, Micarta, …)
  • Holz
  • Metall

Die Kunststoffe werden dabei oft gewählt, wenn hochwertige (oder verbotene) Materialien immitiert werden sollen, z.B. Elfenbein oder Ebenholz.

Die Wahl des Materials ist hier übrigens (beinahe) eine reine Geschmackssache. Vor- oder Nachteile haben die einzelnen Materialien in der Regel nicht. Einzige Ausnahme ist hier die Korrosions- und Wasserfestigkeit, die bei einigen billigen Metallen und schlecht bzw. gar nicht versiegelten Hölzern nicht gegeben ist.

Die richtige Anwendung

DIe richtige Anwendung des Rasierpinsels zum Aufschlagen von Rasierschaum aus Rasiercreme oder -seife ist kein Hexenwerk. Die folgende kleine Anleitung soll dir helfen:

  1. Rasierpinsel ein paar Sekunden in laufwarmes Wasser tauchen, bis sich die Haare vollgesogen haben
  2. Überschüssiges Wasser locker aus dem Handgelenk ins Waschbecken abschleudern
  3. Rasierseife oder Creme in einer geeigneten Schüssel mit kreisenden Bewegungen aufschäumen
  4. Rasierschaum mit dem Pinsel gleichmäßig ins Gesicht einmassieren

Reiserasierpinsel für Unterwegs

Besonders die empfindlichen Dachhaarpinsel leiden ohne einen wirksamen Schutz auf Reisen deutlich. Wer also auch unterwegs nicht auf einen hochwertigen Rasierpinsel verzichten will, benötigt einen Reiserasierpinsel.

Reiserasierpinsel sind meist so aufgebaut, dass der Kopf mit den Haaren abschraubbar ist. Der Kopf wird für den Transport so im Griff verstaut, dass die emfindlichen Haare geschützt werden. Außerdem sind Reiserasierpinsel nach unten geöffnet, so dass sie Haare besser trocknen können und keinen Schimmel ansetzen.

Geschichte des Rasierpinsels

Ein kurzer Geschichtsausflug: Die Geschichte des Rasierpinsels in Europa beginnt im Jahr 1748. Davor war es üblich, die Rasierseife mit der Hand aufzuschäumen. Auch wenn der Rasierpinsel sich schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts weiter verbreitet hatte, war das Aufschäumen per Hand z.B. in England noch im Jahr 1810 üblich.

Die Selbstrasur begann bei Männnern im 19. Jahrhundert und breitete sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in Europa aus. Davor war der regelmäßige Gang zum Barbier üblich. Mit der Entwicklung des Rasierschaums aus Sprühdosen im Jahr 1949 ging die Bedeutung des Rasierpinsels in Europa langsam wieder zuück.